Etwa 55 Prozent der Deutschen sind Flexitarier und essen nur selten Fleisch. Gute Alternativen gibt es viele. Über Sojaschnitzel, Seitanwürstchen und Pattys aus Erbsenprotein.
(Für WAZ) Letztes Jahr sorgte die Einführung des veganen Beyond Burgers bei einem deutschen Discounter für Schlagzeilen: Binnen Minuten war das Patty aus mit Roter Beete Saft gefärbtem Erbseneiweiß ausverkauft. Inzwischen steht die Rindfleischalternative aus den USA nicht nur in vielen Supermarktregalen, sondern auch auf der Speisekarte klassischer Burgerbratereien, etwa der Steakhauskette The Ash.
„Von allen veganen Produkten, die ich probiert habe, kommt der Beyond Burger geschmacklich Fleisch am nächsten“, sagt Tobias Peter aus dem Management von The Ash in Oberhausen. Von den Kunden würde er regelmäßig nachgefragt.
Sieht aus wie Fleisch – und fühlt sich auch im Mund so an
Es hat sich einiges getan in Sachen Fleischalternativen. Vorbei die Zeit, als Veggieschnitzel und Tofuwürstchen wie eine labberige Schuhsohle schmeckten. Immer mehr Anbieter haben Steaks, Schnitzel und Wurst im Angebot, die aus Soja, Seitan oder anderem pflanzlichem Eiweiß bestehen – und nicht nur dem Aussehen von Fleisch nahekommen, sondern sich auch im Mund so ähnlich anfühlen und schmecken.
„Seit letztem Jahr nimmt die Entwicklung rasant an Fahrt auf“, sagt Ulrika Brandt, Expertin für Fleischalternativen bei der internationalen Ernährungsorganisation ProVeg. Die Rügenwalder Mühle, eigentlich bekannt für Streichwurst aus Hack und Speck, hat nahezu 40 fleischlose Produkte im Sortiment, von Salami bis zum Cordon Bleu. Auch Edeka, Aldi und Lidl sind mit auf den Zug aufgesprungen. Der Absatz von Sojawurst und Seitansteak hat sich seit 2012 verdoppelt. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage besteht die Zielgruppe längst nicht mehr nur aus Vegetariern und Veganern, sondern aus Flexitariern, also Menschen, die selten Fleisch essen. Etwa 55 Prozent aller Deutschen zählen sich mittlerweile dazu.
Verzicht aus ethischen Gründen
Aber warum landet bei denen dann nicht einfach Gemüse auf dem Teller? Wieso zieht jemand Produkte, die Wurst und Fleisch imitieren, dem Original vor? Ganz einfach: Nur weil jemand auf Fleisch verzichtet, heißt nicht, dass er den Geschmack – dieses typische umami – und das Mundgefühl nicht schätzt. Für viele spielen andere Gründe eine Rolle, etwa das Tierwohl oder der Klimaschutz, bei dem vegetarische Produkte deutlich besser abschneiden.
Fleischersatz ist stark verarbeitet – echte Wurst aber auch
Warentester bemängeln allerdings, dass viele Fleischersatzprodukte stark verarbeitet sind und künstliche Aromen, Geschmacksverstärker und Salz enthalten. Das sei allerdings auch bei klassischen Schinken, Buletten oder Aufschnitt der Fall, sagt Ulrika Brandt. Ebenso würden bei allen verarbeiteten Produkten immer wieder Mineralölrückstände gefunden, egal ob Veggie-Wurst oder echter Speck. „Hier müssen die Hersteller ihre Hausaufgaben besser machen.“ Die Expertin empfiehlt, beim Einkauf von Fleischalternativen darauf zu achten, dass möglichst wenige und natürliche Zutaten enthalten sind. „Bleiben Sie neugierig“, rät sie. „Es tut sich so viel in diesem Bereich.“
Erschienen am 22. August in der WAZ und weiteren Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Interessanter Artikel 🙂 für flexitarische Gerichte besucht doch mal meinen Blog ☺️
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Danke… mach ich 🙂
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